Dienstag, 26. Januar 2016

Cybermobbing-Kongress in Berlin

Am 18. Januar fand in der Dependance von Microsoft Deutschland Unter den Linden in Berlin der 2. Cybermobbing-Kongress statt, der vom Bündnis gegen Cybermobbing veranstaltet wurde.
Nach der Auftaktveranstaltung in 2013 traf man sich nun wiederholt mit Teilnehmern aus Forschung, Lehre, Wirtschaft und Verwaltung, um über neueste Entwicklungen des Phänomens und natürlich über Lösungsstrategien zu reden.

Cybermobbing-Kongress 18.01.2015 in Berlin
Eröffnungsrede des Vorsitzenden des Bündnisses gegen Cybermobbing, Herrn Uwe Leest

Nach Grußworten der Bundesminister*in Manuela Schwesig und Heiko Maas war den Anwesenden verdeutlicht, dass die (bessere) Bekämpfung des Cybermobbings Gegenstand verstärkter Bemühungen der Bundesregierung sind, wie man bereits zu Beginn der Legislaturperiode im Rahmen des Koalitionsvertrags beschlossen hatte.
"Auch Straftäter nutzen alle Kanäle und Möglichkeiten des Internets. Die heutige Transparenz durch das Netz hat Vor- und Nachteile."
(Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Die Politik ist in der Lage und in der Pflicht, die zivilgesellschaftlichen Anstrengungen zur Eindämmung der noch recht jungen Problematik nach Kräften zu unterstützen.
"Cybermobbing ist allgegenwärtig. Die Bundesregierung nimmt das Problem ernst."
(Heiko Maas, Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz)
Diverse Fachleute aus der Forschung, Juristen, Inhaber von Lehrstühlen renommierter Universitäten sowie Mitarbeiter globaler Unternehmen wie Google und Microsoft rundeten mit ihren Beiträgen das informative Zusammenkommen ab.
Sowohl in den Pausengesprächen als auch im Anschluss an einige Fachreferate gab es die Gelegenheit zur offenen Diskussion. Hierbei traten auch kontroverse Haltungen auf, zum Beispiel bei der Frage, ob die nationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Cybermobbings nicht etwa gebündelt werden sollten, um von einer Zentralstelle aus effektiver wirken zu können. Die gegenteilige Auffassung besagt, dass es schwierig sein wird, die hierfür nötigen Stellen und Expertisen ohne Reibungsverluste zusammen zu führen.

Ich teile die letztgenannte These, da das Phänomen Cybermobbing meines Erachtens zu komplex und mannigfaltig daher kommt und zu viele Fachstellen und Institutionen Anteile an der Bewältigung haben müssen. In einer einzigen Zentralstelle würden wohl zu viele Köche am Brei mitrühren und sich gewiss nach kurzer Zeit gegenseitig blockieren. Mehrere einzeln arbeitende Expertengruppen können ihre Breie besser abschmecken, bevor sie ihn am Ende in den ganz großen Topf geben. Sie können kreativer und freier arbeiten. Auf die optimale Vernetzung und Abstimmung ohne individuelle Eitelkeiten wird es am Ende beim finalen Produkt (Cybermobbingstrategie) ankommen!

Ich denke, die jüngsten Entwicklungen in der deutschen Kriminalprävention, wo nach einem gut, aber wohl unter den Möglichkeiten operierendem Deutschen Forum Kriminalprävention (DFK) nun auch eine weitere Instanz, das Nationale Zentrum für Kriminalprävention (NZK) etabliert werden soll, stützt die letztgenannte These.

Cybermobbing

Interessant fand ich den Ansatz, das Phänomen Cybermobbing nicht nur als große Belastung der Zielgruppe Kinder und Jugendliche abzubilden, sondern auch die tatsächlich häufig vorkommenden Auswirkungen auf erwachsene Betroffene zu schildern. Auch Unternehmen können großen Schaden nehmen bei Fällen von Cybermobbing, wie die Mitarbeiter einer Kölner Wirtschaftsanwaltskanzlei nachvollziehbar und spannend darlegten.

Zum Nachdenken brachte mich der Ansatz von Microsoft, wo nicht nur sehr moderne Arbeitsphilosophien angewandt werden, sondern auch neue Schritte bei Diversitykompetenz & Co. gegangen werden. Dort gibt es verpflichtende Onlinemodule, die von Mitarbeiter*innen des Konzerns regelmäßig absolviert werden müssen, um die entsprechenden Skills zu erwerben oder zu verfestigen. Auch Cybermobbing wird hierbei abgedeckt. Eine Idee auch für deutsche Verwaltungen, deren Belegschaften man bereits öfter Mängel bei der Diversitykompetenz vorgeworfen hat und für die die Teilnahme an professionellen, von extern verantworteten Trainings ressourcenmäßig nicht möglich ist?

Cybermobbing-Kongress 18.01.2015 in Berlin, Podiumsdiskussion
Abschlussdiskussion auf dem Podium
Ein Abschlusspodium gab noch einmal einen guten Überblick über die Ergebnisse des Tages, sozusagen einen Zusammenschnitt der verschiedenen Haltungen und Perspektiven aller teilnehmenden gesellschaftlichen Kräfte.
Unterrepräsentiert waren meiner Meinung nach Mitglieder aus dem Bildungsbereich (wo doch Träger der wichtigen, sekundären Sozialisation unserer Kinder zusammengefasst sind) sowie aus den Reihen der Polizei, wo im Rahmen regelmäßiger schulischer Veranstaltungen nicht nur die Problemlage bekannt ist, sondern auch die Nachfrage durch oftmals heillos überforderte Lehrkräfte enorm ist.


Als Fazit bleibt, auch und gerade für Menschen mit der Aufgabe, gefährdete Gruppen für die Gefahren zu sensibilisieren und Hilfsangebote zu benennen:
Gemeinsam können wir es schaffen!


Cybermobbing zerstört!

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