Mittwoch, 23. März 2016

Wendt Watch

Rainer Wendt
Von Hobbes1500 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27411451
Rainer Wendt heißt er, Duisburger, dieses Jahr 60 Jahre alt. Er ist der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und in dieser Eigenschaft reist er viel. Manchmal kann man sich fragen, ob er denn überhaupt ein Zuhause hat, tingelt er doch von Interviewtermin zu Interviewtermin, ist Stammgast in vielen TV-Studios und kennt jede Talkrunde Deutschlands wie seine Westentasche. Ein echter Profi also.
Wenn, ja wenn da nicht eine gewisse Abgehobenheit ob seiner höchstpersönlichen Thesen wäre. Eine oft radikale Meinung, die er als Privatmensch haben kann und soll. Aber die Grenzen verschwimmen, wird Herr Wendt doch häufig - und das stellt er mitnichten klar - öffentlich als "die Polizei" wahrgenommen. Dies führt dazu, dass geneigte*r Leser*in bzw. Zuschauer*in der Formate, in denen Rainer Wendt seine geistigen Ergüsse platziert, erstmal eine gewisse Nähe der Institution Polizei zu rechtslastigen Theorien und eben auch radikalen Thesen annehmen muss.

Ein paar Beispiele:



Artikel, die bei näherer Betrachtung eine One-Man-Show des Rainer Wendt sind, aber in der Überschrift heißt es irreführend "Die Polizei warnt", "Die Polizei beklagt" u.ä..

Es verärgert mich sehr, diese Einbahnstraßenlogik und populistischen Sprechdurchfälle im Zusammenhang mit der Polizei in den Medien vorzufinden zu müssen.
Der Ärger zielt nicht vollständig auf die Quelle all der Unsäglichkeiten, die aus Herrn Wendts Mund purzeln. Vielmehr steigert sich nahezu täglich mein Unverständnis, wie Dutzende (auch namhafte) Zeitungsredaktionen und TV-Sender weitestgehend unreflektiert einen Mann toben lassen, der sich mitunter wie der Donald Trump der deutschen Polizei aufführt und die ihm angebotene Bühne dankbar besteigt.

Mit den von ihm vertretenen Werten widerspricht er all dem, was ich unter einer menschenfreundlichen und vorurteilsfreien Bürgerpolizei verstehe, die ich mir in dieser Gesellschaft sehnlichst wünsche.
Wo andere mit leisen Tönen die Hand reichen, kommt ein Rainer Wendt daher und lässt den Hammer kreisen.

Zwar gibt es schon einige Sammlungen von Zitaten und Artikelübersichten zu Rainer Wendt (z.B. im BildBlog), trotzdem möchte ich hier auch einige Kostproben anbieten. Vielleicht gibt es ja tatsächlich noch Menschen, die ihn nicht kennen...

Rainer Wendt zum Umgang mit Demonstranten

„Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie.“

„Wenn Wasserwerfer nicht mehr reichen, müssen die Beamten Gummigeschosse einsetzen.“

Rainer Wendt zu Fußballfans

Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht. Wem zudem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen.“

Rainer Wendt zum Bundesverfassungsgericht

Es darf nicht sein, dass die Politik tatenlos zusieht, wie uns das Gericht die Hände bindet.

Rainer Wendt zum Datenschutz

„Bei uns regieren völlig überzogener Datenschutz, föderaler Egoismus und wilde Überwachungsfantasien von Politikern, die den Menschen immer wieder einreden wollen, die Polizei würde sie bespitzeln und aushorchen.“

Rainer Wendt zum Bundestagsvizepräsidenten (2011)

„Thierse ist eine Schande für das deutsche Parlament. Ich habe großen Respekt vor dem Bundestag, aber ich schäme mich für seinen Vizepräsidenten. Er muss zurücktreten.“
Quelle: Junge Freiheit, kein Link

Rainer Wendt zum Umgang mit geflüchteten Menschen

"Wenn wir ernst gemeinte Grenzkontrollen durchführen wollen, müssen wir einen Zaun entlang der deutschen Grenze bauen. Ich bin dafür, dass wir das machen."

Rainer Wendt zu jungen Muslimen in Deutschland

„Hier geht es um die Machokultur junger Muslime… Frauen muss man weder beachten noch respektieren. Das gehört fast zu den genetischen Grundbausteinen dieser Kultur.“

Rainer Wendt zu den Terroranschlägen in Brüssel


"Manchmal nimmt das [mit dem Datenschutz] schon alberne Züge an... Wir müssen da in eine neue Diskussion, denn man kann es auch übertreiben..."

Gerade die letze - zumal hochaktuelle - Aussage zeigt die Vorgehensweise des DPolG-Chefs: Das bewusste Spiel mit der Angst, um eine Legitimation für die Beschneidung von Bürgerrechten zu haben.

Es sei weiterhin angemerkt, dass Rainer Wendt nicht nur ein Feind der Grundregel "Erst denken, dann sprechen" ist, sondern außerdem auch noch recht unkritisch mit der Art und politischen Verortung der Medien, die er bedient. Er ist dafür bekannt, auch rechtsradikalen Verlagen mit seiner "Expertise" zur Verfügung zu stehen. Es erschienen bereits Interviews in der "Jungen Freiheit" und im Magazin "Compact".

Als er einmal kritisch hierzu befragt wurde, entgegnete er:

"Wenn ich gefragt werde, sage ich meine Meinung.“

Könnte irgendwie der Leitsatz des Rainer Wendt sein. Hauptsache Meinung. Ahnung und Anstand sind offenbar sekundär.


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