Mittwoch, 28. Juni 2017

Berliner Partypolizei - viel Lärm um nichts?

Gestern wurden drei Einsatzhundertschaften der Polizei Berlin, die zum Unterstützungseinsatz anlässlich des bevorstehenden G20-Gipfels in Hamburg in die Hansestadt entsandt wurden, von der dortigen Polizeiführung noch vor Einsatzbeginn wieder zurück nach Berlin geschickt. Der Vorwurf lautet "ungebührliches Verhalten" bei einer Feier auf dem Unterkunftsgelände. Von Alkohol, Gegröle, Sex, Rumpinkelei und aggressivem Verhalten einer anderen Einheit aus Wuppertal gegenüber ist die Rede. 


Das Social Media-Team der Polizei hat heute dazu ein Statement veröffentlicht.

Quelle: Facebook

Ich habe viel nachgedacht, wie ich zu den Vorwürfen "Partypolizei" stehe.

Ja, auch Polizist*innen sind Menschen. Kein Zweifel. Aber ich würde mir wünschen, wenn man das anders zeigt. Und es nicht immer als eine Art Generalentschuldigung zur Sprache kommt, wenn einmal etwas schlecht gelaufen ist.
Ich bin überzeugt, dass unter dem Strich die Außenwirkung Schaden genommen hat. Auch wenn nun viel Zuspruch kommt - vor allem von jüngeren Menschen und sogar von der Clubcommission -, ist dies in vielen Fällen sicher humoristisch gemeint, oft auch hämisch in Richtung der doch etwas steif wirkenden Hanseaten.

Aber wie kann es angehen, dass von den Polizeikräften einerseits (neben Geld) vor allem Respekt eingefordert wird und man andererseits solch ein Bild abliefert?

Darf man im Einsatz, gerade auswärts, auch feiern?
Ja. Aber man soll und darf es nicht übertreiben. Und sich mit "Es war Freizeit" herauszureden ist Unfug, wenn man zwei Meter vom Einsatzfahrzeug entfernt offen rumpinkelt und Dritte (u.a. Kolleg*innen anderer Polizeibehörden) dies mitbekommen.

Darf man auf Tischen tanzen?
Naja, als Polizist*in vielleicht bei einer geschlossenen Party. Aber dabei mit einer Schusswaffe zu hantieren, ist ein No Go. Denn es ist nicht nur gefährlich (egal ob geladen oder nicht), es bietet ein Bild der Unprofessionalität, das Furcht macht.

Darf man Sex haben?
Von mir aus. Aber auch hier gilt: Das muss nicht offen stattfinden, denn wenn Dritte (u.a. Polizeikolleg*innen) das mitbekommen und in den falschen Hals kriegen, ist das nicht richtig.

Einerseits erleichtert mich, dass die Öffentlichkeit - Menschen dieser Stadt, Journalisten, Politiker usw. - grundsätzlich nicht durchdreht. Es ist nämlich kein Skandal.
Aber es ist diskussionswürdiges Verhalten, welches das Image beschädigen kann. Und das ist unnötig und ärgerlich.
Viele Polizist*innen in Berlin werden es eher unangenehm finden, nun im Dienst von Bürger*innen und Gästen der Stadt, aber auch im privaten Umfeld auf die Angelegenheit angesprochen zu werden.

Viele Kommentare im Internet zeigen daher auch eine eher ablehnende Haltung:

Quelle: rbb-online.de

Der Vorfall war mindestens einen Tag lang - trotz starker Konkurrenz ("Ehe für alle") - eins der absoluten Top-Themen in den bundesweiten Medien, bis hin zum Spiegel und der Tagesschau. Im Rundfunk Berlin-Brandenburg gab es sogar eine TV-Spezialsendung am Abend, der Polizeipräsident wurde auf einen Rücktritt angesprochen.
Ich denke, das war eher keine Imagewerbung für die Polizei oder die Stadt Berlin. Ganz im Gegenteil.

Im Rahmen meiner gründlichen Vorbereitung auf die Auslandsmission vor einigen Jahren wurde uns immer wieder eingetrichtert: Wir sind Botschafter in Uniform! Jedes Fehlverhalten kann Vertrauen zunichte machen, gerade weil wir eine Institution sind, die gern einmal gerufen wird, wenn sich andere schlecht benehmen. Und das gilt genauso hier, in Berlin und auch in Hamburg.

Gut an dem Statement des Social Media-Teams finde ich, dass unaufgeregt auf die Relationen hingewiesen wird: Die betroffenen Dienstkräfte halten i.d.R. bei allen möglichen Einsätzen den Schädel hin und haben auch direkt nach der unfreiwilligen Rückkehr ihren Job gemacht. Das darf man bei aller Kritik nicht vergessen.

Skandal? Nein. Unnötig? Ja.




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